Gastautorin: Lisa Milke, Politikwissenschaften (Friedrich-Schiller-Universität Jena)
Wie am Montag, dem 18. August bekannt gegeben wurde, sollen in die Sanierung Thüringer Schulen künftig 25 Millionen Euro zusätzlich im Jahr fließen. So stellten Bauminister Carius und Finanzminister Voß der Thüringer CDU hierzu ein neues Konzept vor, das in der nächsten Legislaturperiode umgesetzt werden könnte.
Doch wie soll das neue Sanierungskonzept eigentlich aussehen?
Radio F.R.E.I. hat bei Fried Dahmen, Pressesprecher des Ministeriums für Bau, Landesentwicklung und Verkehr, nachgefragt:
„In diesem Programm werden wir insgesamt 125 Millionen Euro zusätzlich für Projekte der Schulbauförderung in der nächsten Legislaturperiode bereitstellen. Im Kern geht es darum, dass mit diesem Finanzvolumen Schulen, als auch Sporthallen, als auch Schullandheime bei der Sanierung oder beim Ausbau unterstützt werden. Der Schwerpunkt liegt auf Sanierung, Umbau und Erweiterung von bestehenden Schulstandorten. Es geht hier weniger um Neubauten im Sinne von der Errichtung neuer Schulen.“
Wie viele Schulen in Thüringen in irgendeiner Weise als sanierungsbedürftig gelten, ist nicht bekannt. So stehen im Landkreis Gotha, neben der Komplexsanierung eines Gymnasiums, Sanierungen an Schulfassaden und Außenanlagen im Vordergrund. Eine Schule, die ebenfalls von dem neuen Plan profitieren könnte, ist das von-Bülow-Gymnasium in Neudietendorf. Zwar ist dessen Gebäudezustand gut saniert, dennoch sollten Maßnahmen am Gebäudekomplex ergriffen werden, um auch weiterhin einen guten Unterricht in der Schule gewährleisten zu können.
Im Interview mit Radio F.R.E.I. schildert uns Ulrike Rögner, Schulleiterin des von-Bülow-Gymnasiums in Neudietendorf, dass die Schule bereits seit 1990 um eine neue Turnhalle kämpft.
Die altehrwürdige Turnhalle der Schule sei mit ihren 144m² fast kleiner als ein Volleyballfeld. Das ermögliche es nach den heutigen Bedingungen des Sportunterrichts nicht, die Lehrplanerfordernisse abzudecken. So muss der Sportunterricht der höheren Klassen teilweise auf den zweiten Schulstandort in Apfelstädt ausweichen, der problematischerweise knapp 2 km entfernt liegt.
Da die Busse nicht regelmäßig fahren, müssen die Schüler in ihren Pausen in das Nachbardorf zum Sportunterricht laufen. Bei der Frage nach Ausweichmöglichkeiten für den Sportunterricht der jüngeren Schüler muss Ulrike Rögner selbst schmunzeln:
„Ansonsten haben wir nur die Möglichkeit den Sportplatz der Regelschule noch mitzubenutzen, dann eben zu gucken, die einen machen draußen, die anderen machen drinnen (Sport), je nach Wetterlage. Und was wir für den Sport auch noch mitnehmen, das ist zum Beispiel der lange Turnhallengang, in dem dann zum Beispiel auch bestimmte Übungen gemacht werden.“
Sport im Turnhallengang? Dazu kommt, dass die Toilettenanlagen der Schule am Standort Apfelstädt veraltet sind, was zu unangenehmen Gerüchen innerhalb dieser Räumlichkeiten führt. So stellt die Sanierung der sanitären Anlagen einen besonders großen Wunsch der Schulleiterin dar.
Doch woher stammen eigentlich die finanziellen Mittel, mit denen derartige Maßnahmen verwirklicht werden sollen. Alexander Flachs, Pressesprecher des Thüringer Finanzministeriums, erklärt, dass die Gelder für das Schulsanierungskonzept aus der Schuldentilgung Thüringens stammen. Diese wird seit zwei Jahren ausgiebig betrieben. Es sei das Ziel insgesamt 630 Millionen Schulden bis Ende diesen Jahres zu tilgen:
„Diese 630 Millionen getilgte Schulden führen zu eingesparten Zinsen, die sich auf etwa 25 Millionen Euro belaufen werden und diese 25 Millionen Euro Zinseinsparung sind dauerhaft und sollen in die Schulsanierung fließen.“
Dass dieser Investitionsplan kurz vor den Landtagswahlen in Thüringen von den zwei CDU-Ministern vorgelegt wird, bezeichnet die Landtagsfraktion der Thüringer Linken als „scheinheilig“. Schließlich war es die Landesregierung um Voß und Carius, die die Schulinvestionspauschale von jährlich 22 Millionen auf 15 Millionen Euro gekürzt hatte.
Da das neue Schulsanierungskonzept erst vom Thüringer Landtag in der nächsten Legislaturperiode beschlossen werden kann, können wir auf die weitere Entwicklung gespannt sein. Wird sich tatsächlich das Schulsanierungskonzept von Voß und Carius durchsetzen? Oder vielleicht sogar das Programm der Thüringer Linken? Wie uns deren stellvertretender Parteivorsitzender Steffen Dittes erklärt, plant die Linke mit dem Jahresüberschuss von 2014 sofort 100 Millionen Euro in Thüringer Schulgebäude zu investieren.
Nichtsdestotrotz sind sich alle einig: Ein neues Konzept muss her, denn der Investitionsbedarf an Thüringer Schulen ist immens. Letztendlich braucht ein gutes Bildungssystem auch eine leistungsfähige Schulinfrastruktur.