Das Ergebnis der Landtagswahl in Thüringen ist vor allem im Hinblick auf die schwache Wahlbeteiligung in Höhe von 52,7% erschreckend. Wahlsieger wurde die CDU mit 33,5% der Stimmen, wobei der heimliche Gewinner wohl die AfD ist, die aus dem Stand auf 10,6% kam. Die FDP setzte ihren Negativtrend fort (2,5%) und ist zukünftig nicht mehr im Thüringer Landtag vertreten. Auch die SPD fuhr mit 12,4% ein absolut enttäuschendes Ergebnis ein und wird sich, ebenso wie die Grünen (5,7%), mehr erhofft haben.

Das Wahlergebnis führt zu dem interessanten Phänomen, dass einer der klaren Verlierer der Wahl, die SPD, letztendlich entscheiden wird, ob Frau Lieberknecht (CDU) Ministerpräsidentin bleibt oder Herr Ramelow (Linke) der erste linke Ministerpräsident Deutschlands wird.
Die SPD ist somit bis dato — trotz ihrer Wahlniederlage — die einzige Partei, die sicher sein kann, dass sie im neuen Parlament mitregieren wird. Nichts desto trotz haben bereits die ersten Krisentreffen stattgefunden und auf Seiten der SPD soll Erfurts OB Andreas Bausewein (auf Wunsch von SPD-Parteichef Sigmar Gabriel) der Partei wieder zu altem Glanz verhelfen.

Neben diesem politischen „Dilemma“ liegt vor allem die geringe Wahlbeteiligung schwer im Magen. Fast 50% aller wahlberechtigten Bürger haben auf ihr demokratisches Mitspracherecht verzichtet, was letztlich zur Folge haben wird, dass die schlussendlich regierende Partei lediglich die Interessen von circa einem Viertel aller Wahlberechtigten wiederspiegeln wird — ein mitunter erschreckendes Fazit, welches verschiedene Fragen aufwirft:

  • geht es den Menschen momentan zu gut?
  • hat sich die Politik mittlerweile so weit vom Volk distanziert, dass dieses gänzlich auf sein Mitspracherecht verzichtet?
  • symbolisiert die Wahlbeteiligung die öffentliche Meinung, dass sich gleich welchem Wahlergebnis „sowieso nix ändern wird“ und Wahlversprechen „wie immer nicht gehalten werden“?
  • ist eine derart geringe Wahlbeteiligung (langfristig) eine Gefahr für die Demokratie?
  • sollte man über die Einführung einer Wahlpflicht nachdenken, welche in anderen Ländern praktiziert wird?

Viele dieser Fragen werden sich in der Zukunft klären, jedoch zeichnet sich derzeit ein klarer Negativtrend ab.


Wahlergebnisse der Thüringer Landtagswahl 2014:

CDU: 33,5%
Linke: 28,2%
SPD: 12,4%
AfD: 10,6%
Grüne: 5,7%
NPD: 3,6%
FDP: 2.5%
Sonstige: 7,1%

Regierungsfähige Koalitionen:

Schwarz/Rot (CDU/SPD)
Rot/Rot/Grün (Linke/SPD/Grüne)